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Social Collaboration: Stell dir vor, es wird digital und keiner macht mit

von Oliver Chaudhuri – 28. May 2014

 

  • Die Rechtsabteilung möchte wissen, welche Themen da eigentlich künftig in der Unternehmensöffentlichkeit diskutiert werden? Welche Dokumente werden veröffentlicht? Von wem? Wer gibt das frei? Wie wird der Umgang mit sensiblen Daten gemanaged? Wie werden Beleidigungen/persönliche Angriffe unterbunden? Wer schützt die Geschäftsführung vor Kritik?
  • Der Betriebsrat sorgt sich derweil vor allem um die älteren Kollegen. Wer erklärt denen „das ganze moderne Zeugs“? Was ist mit den vielen Mitarbeitern in der Produktion ohne eigenen Computer? Die haben doch auch ein Recht darauf, mitzureden! Warum müssen denn jetzt alle noch ein neues Computer-Tool lernen?
  • Der Vertrieb warnt davor, ein neues „Spielzeug“ für die Kollegen anzuschaffen (das im Zweifel sowieso nicht genutzt wird und nur unnötige Extrakosten schafft). Steigert das Tool die Produktivität? Worin, bitteschön, liegt denn der Business-Nutzen? Und noch wichtiger: Was haben die Kunden eigentlich davon?

Zugegeben – das hier skizzierte Beispiel ist fiktiv. Aber äußerst realistisch, sagen die US-Marktforscher von Gartner. Sie haben sich 1.000 Unternehmen angeschaut und herausgefunden, dass sieben von zehn mittlerweile irgendeine Form von Collaboration-Projekt (Blog, Wiki o. ä.) aufgesetzt haben – aber 90 Prozent solcher Ansätze wirkungslos bleiben. Zu geringe Beteiligung, keine aktive Unterstützung durch das Management – oder gar offen zur Schau gestellte Blockade.

„Wissensaustausch, standortübergreifende Zusammenarbeit und schnelle Informationsflüsse“ – das sind starke Schlagworte, die so wohl jeder unterschreibt. Doch wer meint, dass Social Collaboration-Lösungen per se auf Akzeptanz stoßen, verkennt die Wirklichkeit. Denn nicht alle sehnen sich neue Formen der (hierarchieübergreifenden) Zusammenarbeit herbei. Gerade im mittleren Management ist Medienskepsis weit verbreitet. Und hinzu kommt, dass allzu häufig immer noch keine klaren Zielsetzungen bei Social Collaboration-Projekten formuliert werden …

Gartner stellt in diesem Zusammenhang fünf Punkte besonders heraus:

Nutzen?

„Der einzelne Mitarbeiter sollte auf den ersten Blick von selbst erkennen, welchen Nutzen er aus dem Collaboration-Projekt ziehen kann. Muss das Unternehmen künstliche Anreize schaffen, funktioniert die Initiative meist nicht.“

Relevanz?

„Social Collaboration-Projekte sollen möglichst viele Nutzer aktivieren. Das setzt ein Ziel voraus, das nicht nur einige wenige interessiert.“

Controlling?

„Nicht nur für den einzelnen Mitarbeiter, sondern auch für das Unternehmen als Ganzes müssen sich Collaboration-Initiativen rechnen. Entscheider brauchen Indizes, um das zu überprüfen.“

Ganzheitlichkeit?

„Unternehmen sollten die einzelnen Ziele der verschiedenen Collaboration-Projekte im Zusammenhang betrachten. Es geht darum, Wechselwirkungen festzustellen.“

Risiko-Analyse?

„Insbesondere Social Collaboration-Anfänger sollten Risiken vermeiden (z. B. kulturelle Risiken, die sich darauf beziehen, dass Collaboration möglicherweise gar nicht zur Firmenkultur passt).“

 

Offenbar sind Kommunikation und Empowerment der Führungskräfte bei der erfolgreichen Implementierung von modernen Plattformen also mindestens so wichtig wie Usability & Co. Oder pointierter formuliert: Kommunikation ist der Schlüssel, um Schwellen bei der Einführung von Social Collaboration-Lösungen zu überwinden – und professionelle Kommunikateure sind in der Pflicht, rechtzeitig Antworten auf die oben genannten – vollkommen berechtigten! – Fragen zu liefern. Vereinfacht gesagt, stehen sie vor folgenden Aufgaben:

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Wie die begleitende Kommunikation bei der Einführung einer „SocBiz-Plattform“ aussehen kann, haben die Studenten und Alumni beim 9. LPRS-Forum in Leipzig kürzlich in einem Workshop erarbeitet, den ich moderieren durfte. An dieser Stelle nochmals ein herzliches Dankeschön an alle Teilnehmer für ihr Engagement und ihre pfiffigen Ideen!