Skip to main content

Art after Work: Zwischen authentischer Kommunikation und menschlichen Abgründen

von Nirawadee Fecher – 23. May 2019

 

Beim Betreten der Ausstellung von Nathalie Djurberg und Hans Berg begrüßen den Besucher Skulpturen von Vögeln mit buntem Gefieder, die auf den ersten Blick fast hübsch aussehen. Erst beim genaueren Hinsehen erkennt man, wie Augen, Schnäbel und Körperhaltung starke Emotionen ausdrücken: Vögel, die sich wütende, verachtende, aber auch verängstigte Blicke zuwerfen, sich gegenseitig bekämpfen – und dabei einem selbst als Menschen auf einmal sehr ähneln.

Unter dem Motto „A journey through mud and confusion with small glimpses of air” haben sich Kunden, Mitarbeiter und Freunde von JP│KOM auf eine Reise in menschliche Abgründe begeben. Zum ersten Mal in Deutschland sind rund 40 Videoarbeiten und großformatige Rauminstallationen des schwedischen Künstlerpaares – beide Jahrgang 1978 – in einem Überblick zu sehen: aufwendige Stop-Motion-Animationen mit skurrilen Knetfiguren von Nathalie Djurberg, die von dem Musiker und ihrem Lebensgefährten Hans Berg mit psychedelischen Klängen untermalt werden.

Die Art und Weise, wie die in Berlin lebenden Künstler die menschliche Psyche, darunter Triebe, Lüste, Laster und Ängste, darstellen, tangiert dabei auch eine in der Kommunikation relevante Fragestellung: Wie ehrlich, transparent und authentisch sollte die Kommunikation sein? Im Mittelpunkt der Arbeiten stehen dabei zumeist Tiere wie Wolf, Fuchs oder Krokodil, die sich in menschlichen Situationen befinden. Aber auch Menschen selbst stellen Djurberg und Berg dar, bei denen sie vor allem stereotypische Eigenschaften und Verhaltensweisen plakativ hervorheben.

 

Array

 

Mit seinen Arbeiten hat das Künstlerpaar eine skurrile Welt erschaffen, die sich nicht nur analog, sondern durch „It Will End in Stars“ (2018) auch virtuell erleben lässt. Mit Virtual Reality haben die Künstler eine Darstellungsform aufgegriffen, die aktuell auch in der Kommunikation Anwendung findet. Die Perversionen in den kurzen Filmen zeigen in gewisser Weise ein Abbild unserer heutigen Gesellschaft und kehren unser tiefstes Inneres in wohl vollkommener Authentizität nach außen. „Andere würden das nun zensieren, aber ich nicht“, betonte die Museumsführerin beim Gang durch die Ausstellung immer wieder. In der Kommunikation zeigt man sich dann aber doch eher von seiner besten Seite.

Die Ausstellung ist noch bis zum 26. Mai 2019 in der SCHIRN Kunsthalle in Frankfurt zu sehen.

 

 

Fotocredit:

1) Djurberg & Berg: „The Potato“ (2008), NATHALIE DJURBERG & HANS BERG. A JOURNEY THROUGH MUD AND CONFUSION WITH SMALL GLIMPSES OF AIR, Ausstellungsansicht, © Schirn Kunsthalle Frankfurt 2019; Foto: JP│KOM​

2) Djurberg & Berg: „The Parade“ (2011), NATHALIE DJURBERG & HANS BERG. A JOURNEY THROUGH MUD AND CONFUSION WITH SMALL GLIMPSES OF AIR, Ausstellungsansicht, © Schirn Kunsthalle Frankfurt 2019; Foto: JP│KOM