Zahlenmaler

Sie nutzen ebenso ungezwungen Social Media, während sich die Beraterbranche damit teilweise noch schwer tut. Und auch der Datenjournalismus ist mittlerweile populär. Die Zeit oder Spiegel Online zeigen, was möglich ist. Datenvisualisierung in der PR ist hingegen oftmals noch ein unbestelltes Feld.

Dabei gibt es gewichtige Anwendungsfelder, die nur auf Datenvisualisierung warten. Unternehmenseigene Studien beeindrucken allzu häufig immer noch durch ihre Textlänge, statt durch ihre Bildgewalt. Finanzkommunikation ist ein zahlengetriebenes Feld, doch die Darstellung erfolgt noch viel zu oft in Tabellenform. Angesichts der Möglichkeiten sind die Ergebnisse im Bereich Datenvisualisierung zumeist unbefriedigend.

Dabei zeigt ein Blick auf die Tools, dass es inzwischen einfachste Lösungen gibt, es den Reportern nachzumachen. Eines heißt Datawrapper und kommt vom ABZV, dem Bildungswerk der Zeitungen. Das Programm ist dafür optimiert, möglichst einfach aus Tabellen voller Zahlen ansehnliche, webfähige Diagramme zu erstellen. Einfach Copy&Paste in das Freifeld, die Diagrammform und Farben wählen, fertig ist die interaktive Grafik.

Der Guardian zeigt in einem Artikel über das politische Wirken von Margaret Thatcher, was mit Datawrapper alles möglich ist. Ich habe in meinen vergangenen Blogposts auch ein wenig damit rumgespielt und ich kann Ihnen versichern: Vom Einkopieren der Excel-Tabelle bis zur Publikation schaffen Sie es in zwei Minuten zur Grafik.

Damit verlagert sich die Herausforderung an eine ganz andere Stelle: Wo bekommt man das Datenmaterial her? Mögliche Quellen sind:

• Externe Quellen: Deutsche Behörden sind im internationalen Vergleich zwar noch relativ intransparent. Es kommt aber Bewegung in die Sache. Im Rahmen ihrer Transparenzinitiative trägt die Bundesregierung unter www.govdata.de Statistiken aus nationalen, regionalen und kommunalen Behörden zusammen, oftmals in Excel. Ganz gleich, ob Sie Daten zu Wirtschaft, Gesundheit, Infrastruktur oder Umwelt brauchen, dieses Portal hält Zahlen zu allen Lebensbereichen vor. Noch umfangreicher, aber häufig kostenpflichtig ist das Statistische Bundesamt. Was gesamtgesellschaftliche Statistiken nicht abdecken, lösen Studien, die Forschungseinrichtungen, Verbände oder Unternehmen in Hülle und Fülle publizieren.
• Interne Quellen: Der Geschäftsbericht steckt voller Zahlen, die vom Controlling in aller Regel im Excel-Format geliefert werden. Das jährliche Reporting macht es besonders einfach, Zeitreihen zu erstellen. Unternehmen wie BASF oder SAP nutzen dafür jetzt schon proprietäre Quellen.

Ein Beispiel zur aktuellen Diskussion über den deutschen Exportüberschuss: www.govdata.de bietet eine Außenhandels-Statistik zu Aus- und Einfuhren in Deutschland. Die zeigt neben dem Warenwert in Euro auch jenen in US-Dollar und das Gewicht der Waren. Im ersten Schritt habe ich die Tabelle bereinigt, sodass nur noch die Kategorien, die Monate und der Wert in Euro übrigblieben. Danach habe ich die Tabelle per Copy&Paste in Datawrapper geschoben, das Liniendiagramm ausgewählt und die Linien farblich angepasst. Dann noch die Beschriftung und die Datenquelle ergänzt, fertig!