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„Alles so schön bunt hier?!?“: Tools für digitales Storytelling

von Oliver Chaudhuri – 24. August 2014

 

„Ich kann mich doch gar nicht entscheiden, ist alles so schön bunt hier“, röhrte Nina Hagen in den tiefsten 80er-Jahren, als sie im Song „Ich glotz‘ TV“ ihre Hass-Liebe zum damaligen Top-Medium besang. Heute ist es das Social Web, das immer mehr Menschen mobilisiert – und Unternehmen die große Chance bietet, sich mit „digitalen Geschichten“ den Weg in die Herzen und Köpfe von Kunden und Konsumenten zu bahnen. Gerade um vermeintlich „trockene Fakten“ attraktiv und leicht erfassbar aufzubereiten, stehen dafür eine Vielzahl leistungsstarker und kostengünstiger Hilfsmittel zur Verfügung. Doch welche davon stiften handfesten Nutzen – und welche sind vielleicht etwas zu bunt und schillernd für die Unternehmenskommunikation? Um Ihnen die Entscheidung zu erleichtern, hier drei bewährte Tools aus unserem Agenturalltag:

info.gram & Co.: Infografiken einfach selbst erstellen

Aus dem Social Web sind sie mittlerweile nicht mehr wegzudenken: Infografiken reduzieren Komplexität und bringen Sachverhalte und Wirkungszusammenhänge besonders klar, genau und anschaulich auf den Punkt. Sie verbinden wirkungsvoll Text- und Bildinformationen. Mit ihrer Hilfe werden abstrakte Themen wie die neue Unternehmensstrategie, die Finanzziele oder das neue Nachhaltigkeitskonzept eingängig dargestellt. Dank Angeboten wie infogr.am, visual.ly, easel.ly oder piktochart wird das Erstellen von Infografiken beinahe zum Kinderspiel: Vorgefertigte Templates, Muster und Grafikbausteine bieten verschiedene Gestaltungsmöglichkeiten. Mit simplen Mausklick können beispielsweise fertige Diagramme, Symbole oder Figuren in die Infografik eingefügt werden – Zahlen werden so ganz einfach „zum Sprechen gebracht“. Auf Wunsch stehen auch (kostenpflichtige) Premium Accounts zur Verfügung (Stichwort: geschützter Inhalt). Auch wenn der Funktionsumfang der Basisversionen limitiert und die oben genannten Tools für den professionellen Gestalter sicher kein Ersatz für klassische Grafikprogramme sind: Sie bieten eine hervorragende Möglichkeit, Infografiken einfach selbst zu erstellen.

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Mit infogr.am lassen sich mit wenigen Mausklicks aussagekräftige Infografiken erstellen.

 

Storify: Aus Web-Schnipseln Geschichten basteln

Storify ist ein so genanntes Kuratier-Tool. Mit seiner Hilfe lassen sich Inhalte – Social Media-Postings, Tweets, YouTube-Videos, Fotos oder auch Artikel- und Blog-Links – zu einem Thema aus verschiedenen Quellen leicht bündeln und mit eigenen Erläuterungen verbinden. Das Sammeln und Sortieren erfolgt intuitiv – ohne Programmierkenntnisse, per Drag & Drop. So lässt sich aus einzelnen Web-Schnipseln innerhalb kürzester Zeit relevanter Content sammeln, gebündelt zusammenstellen und durch eigene Anmerkungen und Kommentare in einen neuen Sinn-Zusammenhang stellen. Auch Unternehmen können die Plattform für ihre Zwecke nutzen: Mit Storify Business oder Storify VIP werden benutzerdefinierte Lösungen angeboten, wie z. B. die Erstellung privater Stories, die nicht öffentlich zugänglich sind und sich somit für die Unternehmenskommunikation anbieten. Wer alles einheitlich halten möchte, kann zusätzlich das Layout der Story im Corporate Design gestalten. Ein weiterer Vorteil ist, dass jede Storify-Strecke mühelos auch auf anderen Webseiten per Embed-Code integriert werden kann.

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Mit Storify wird aus bereits publizierten Web-Beiträgen per Drag & Drop eine neue Geschichte „gebaut“.

 

Flipcam-Videos: Authentizität statt Hochglanz
Galt in der Bewegtbildkommunikation von Unternehmen lange Zeit die Devise mit den eigenen Videos möglichst nahe an TV-Standards zu kommen (perfekte Ausleuchtung, unterlegte Musik, Sprache nach Drehbuch), haben sich die Prioritäten und Anforderungen heute deutlich verschoben: Webvideos des neuen Typs wollen vor allem Authentizität und die Bereitschaft zum Dialog auf Augenhöhe vermitteln.YouTube & Co. haben unsere Sehgewohnheiten radikal verändert: Nachgefragt und aufgerufen werden heute besonders 1:1-Talks, Statements und Interviews mit maximal drei Minuten Spieldauer. Hier wird bewusst auf allzu plump inszenierten „Hochglanz“, Skript und Teleprompter verzichtet: Das „Ähh“ des Sprechers wird bewusst nicht nachträglich herausgeschnitten – denn gerade die „unperfekten“ Momente erhöhen die Glaubwürdigkeit. So wird sich bei einem Kundenstatement, das auf dem Messestand aufgezeichnet wird, wohl kaum ein Mitarbeiter oder Interessent über den Trubel und die Nebengeräusche echauffieren – aber vielleicht zum ersten Mal spüren, wie das Produkt tatsächlich Nutzen spendet. Videos in diesem Stil lassen sich ohne hohen Produktionsaufwand und ohne externe Filmcrew erstellen, was Unternehmen völlig neue Chancen der regelmäßigen Bewegtbildkommunikation ermöglicht. Für kurze Statements reichen selbst moderne Smartphones aus, leistungsstarke digitale Camcorder oder Flipcams sind bereits ab 150 Euro erhältlich.

Der Trend zur Visualisierung der Information und zum Geschichtenerzählen prägt zunehmend auch die Arbeit der Profis in der Unternehmenskommunikation. Hierzu stehen ihnen zahlreiche digitale Helfer zur Verfügung. Dabei geht es nicht darum, allzu grelle Erzähltrends der Social Web-Community plump nachzueifern. Doch richtig eingesetzt und dosiert, lassen sich mit digitalen Instrumenten erfolgreich Emotionen bei den Zielgruppen wecken und Botschaften besser verankern.